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3794 29. Spieltag, 2. Mannschaft: TuS Drommershausen II - SC Ennerich II 1:2 (0:0)
Es gibt solche Tage, an denen du schon beim Aufstehen denkst, dass du vor lauter Vorfreude auf den Abend am liebsten an der Uhr drehen würdest. Im Sport sind sie seltener, denn wann hast du schon mal die Chance, Meister zu werden? Wenn du in einer 2. Mannschaft des TuS Drommershausen spielst, dann kommen diese Tage seltener vor als die Blaue Mauritius. Um genau zu sein: einmal in 73 Jahren! Dieser Tag war nun angebrochen.
Nach dem überraschenden Patzer des Konkurrenten am Sonntag blieb für die Vorbereitungen auf die mögliche Meisterschaft am folgenden Dienstag nicht viel Zeit. Vor allem nicht viel Zeit, um den Ansprüchen der Protagonisten gerecht zu werden: noch mehr Bier, noch mehr Würstchen, vor allem aber Meistershirts und am besten - natürlich nur für die Singles unter den Reservekickern - ein ganzer Bus voller Nutten, wenn möglich ein Doppeldecker. Bis auf eine Ausnahme war alles geregelt, weil es immer ein paar Leute gibt, die tun und machen, damit es anderen gut geht. Dass diese Leute sich - und das auch noch aus den eigenen Reihen - nachher den Vorwurf des Hochmuts gefallen lassen mussten, ist eine andere Sache, eine bedenkliche Sache. Aber der Mensch neigt halt dazu, im Nachhinein schlauer als andere zu sein.
Aber zurück zum Morgen des Spieltages, an dem alle dachten: Was soll schon passieren? Es passierte verdammt viel - leider. Zunächst war da der Anruf des Klassenleiters. Der teilte mit, dass der Gegner die Partie aus personellen kampflos abgeben wollte, und gratulierte schon zur "geschenkten" Meisterschaft. Irgendwie fühlte sich das an wie ein Coitus Interruptus. Eben warst du noch im hauseigenen Adrenalinpool unterwegs, da lässt dir plötzlich einer das Wasser ab. Mal ehrlich: Wer kann sich über eine geschenkte Meisterschaft freuen, zumal es das letzte Heimspiel der Saison gewesen wäre? Was machen wir mit den Würstchen, was mit dem Bier und den Nutten? Da kann es nur eine Antwort geben: Fußball spielen!
Der umgehend kontaktierte Kontrahent war sich der Dimension der Partie aus TuS-Sicht nicht bewusst und versprach, sein Möglichstes zu tun, um doch eine Elf in die Leopold-Hauptvogel-Arena zu schicken, gegebenfalls mit zwei, drei Jungs aus der 1. Mannschaft. Dass es am Ende sieben Akteure wurden, die beim letzten Saisonspiel in der Startformation standen, ist nur ein Fakt, kein Vorwurf. Und selbst wenn es alle elf gewesen wären - eine Umfrage unter den Reserveakteuren, ob gespielt werden sollte oder nicht, hätte ein ähnlich deutliches Ergebnis gebracht wie ein Reichtstagswahl in den 1930er Jahren. Immerhin hatten sich die meisten Kameraden ja schon Urlaub eingetragen für den nächsten Tag.
War das vielleicht Hochmut? Nein, verdammt nochmal! Es war die pure Vorfreude. Und dann kommt eben Mutti in dein Zimmer, während du die Hand in fröhlichem Auf und Ab unter der Bettdecke hast und versaut dir den Spaß. Mutti trug in diesem Fall ein gelbes Trikot und bekam plötzlich richtig Bock auf ein Reservespiel, wie es Drommershausen noch nicht gesehen hatte. Dazu schrieb Mutti, äh der SC Ennerich später auf seiner Facebookseite: "Es war beeindruckend, wie viele Zuschauer Drommershausen mobilisieren konnte. Solch eine Atmosphäre wird man in der Kreisreserve wohl nur ganz selten finden. Davor ziehen wir unseren Hut ..." Während Ennerich also richtig Bock auf den Kick vor locker 150 Schlachtenbummlern bekam, präsentierte sich der Tabellenführer ungefähr so, wie es Paul Breitner einst beschrieb: "Wir hatten alle die Hosen voll, aber bei mir liefs ganz flüssig." Nun muss man wissen, dass Breitner & Co die (Welt)Meisterschaft gewannen, was den TuS-Buben an diesem Abend nicht vergönnt sein sollte. Möglicherweise hatte der Fußballgott Wind von der Aktion mit den Nutten und der übertriebenen Bierlieferung bekommen und wendete sich nun mit Schamesröthe bei all zu viel Sodom und Gomorra von den Grün-Weißen ab. Wahrscheinlicher ist aber, dass eine Fußballweisheit nun mitspielte. Denn wer vorne nicht trifft, kassiert sie hinten. Trotz spürbarer Nervosität, der auch die im Geläuf emsig umher grabenden Maulwürfe aus ihrem Biorhytmus gebracht haben dürfte, gelang es dem Spitzenreiter durch Nico Demmer, in Führung zu gehen. Moment mal! Ein Hirschhäuser schießt Drommershausen zur Meisterschaft? Konnte das sein, durfte das sein, war das moralisch richtig und politisch korrekt? Offenbar nicht ... Aber es war möglich: Denn nun war das 2:0 drin, sogar das 3:0, was wiederum nicht fallen konnte, wäre nicht vorher das 2:0 gefallen. Und das verdammte 2:0fiel halt nicht, obwohl es fallen musste. Ennerich II hatte dummerweise weiterhin Bock und wollte nicht Spalier stehen. Die traurige Folge waren zwei schwarz-gelbe Treffer in den letzten fünf Minuten. "Aus, aus, aus, das Spiel ist aus. Deutschland ist Weltmeister, schlägt Ungarn mit 3:2 Toren."
Dieser legendäre Reporterkommentar von Herbert Zimmermann hatte sich schon von einem Handy via Bluetooth Richtung Platzlautsprecher geschlichen, als die Verbindung von Ennerich II gekappt wurde. Und das auf eine brutale Art und Weise. Statt purer Freude machte sich auf dem Platz ein wenige peinliche Betroffenheit beim Sieger, hier und da etwas Galgenhumor beim Verlierer, aber auch Ratlosigkeit und eine gewisse Portion Klugscheißerei breit. "Hätte, hätte, hätte!" Der Konjunktiv ist eben der Freund des Verlierers. Aber auch des Klugscheißers.
Kurzum: Die letzten Aufrechten schlichen nicht mehr ganz so aufrecht gegen 2.30 Uhr von dannen. Sie waren Zeuge eines besonderen Abends mit einer besonderen Vorgeschichte geworden. Der Tag lief eben nicht so, wie die meisten es geplant, wie die meisten es erwartet hatten. So ist Fußball. Doch es hindert keinen daran, mit selber Freude die nächste oder die übernächste Chance anzugehen, diese Drecksmeisterschaft in dieser Saison dahin zu holen, wo sie verdammt noch mal hingehört: zum TuS Drommershausen!

Aufstellung: Paul Breitner und der Rest.
geschrieben von André Bethke am 14.05.18 um 16:45
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